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ROUNDUP 2/Studien: Bevölkerung legt bis 2040 leicht zu und altert
Di, 09.04.24 14:17· Quelle: dpa-AFX
(neu: Details)
GÜTERSLOH/WIESBADEN (dpa-AFX) - Weniger Menschen im Osten, mehr werden es dagegen in großen Städten: Bei der Bevölkerungszahl legt Deutschland laut einer Studie bis zum Jahr 2040 minimal zu. Laut dem am Dienstag vorgestellten "Wegweiser Kommunen" der Bertelsmann Stiftung werden hierzulande in 16 Jahren rund 0,6 Prozent mehr Menschen leben. Das Problem: Die Entwicklung verteilt sich sehr unterschiedlich auf die einzelnen Bundesländer.
Während das Saarland und die östlichen Länder mit Bevölkerungsrückgängen planen müssen, prognostizieren die Autoren für die anderen Bundesländer ein Plus oder Stagnation. Vergleichspunkt mit 2040 für die Stiftung ist das Jahr 2020. Laut Statistischem Bundesamt lebten vor vier Jahren 83,15 Millionen Menschen in Deutschland.
Der Berechnung zufolge liegt die Bevölkerungsentwicklung in den 13 Flächenländern zwischen plus 4,6 Prozent für Baden-Württemberg und minus 12,3 Prozent in Sachsen-Anhalt. In den Stadtstaaten Berlin und Hamburg gibt es mit 5,8 und 3,5 Prozent ein deutliches Plus. Bremen legt mit 1,1 Prozent nur moderat zu.
Bei den kreisfreien Städten erwarten Leipzig, Potsdam und Bamberg einen Zuwachs von mehr als 10 Prozent. Das gilt vergleichbar auch für die Landkreise Biberach (Baden-Württemberg), Mühldorf am Inn und Kelheim (beides Bayern). Schlusslichter beim Minus sind Kreise und kreisfreie Städte in den östlichen Bundesländern mit Rückgängen von 17 Prozent und mehr.
"Drei Faktoren sind für Vorausberechnungen entscheidend: Geburten, Sterbefälle und Wanderungen. Die Punkte 1 und 2 entwickeln sich relativ stringent, die Wanderungen sind der schwierige Teil", sagt Autorin Petra Klug. "Es gab in den vergangenen Jahren zwei Ereignisse, die Vorausberechnungen erschwert haben. Das war 2015 der Krieg in Syrien und 2022 der Krieg in der Ukraine. Beide hatten und haben extreme Auswirkungen auf die Berechnungen", so die Expertin der Bertelsmann Stiftung.
Die beiden Ereignisse haben nach Einschätzung Klugs unterschiedliche Einflüsse mit sich gebracht. "Anders als aus Syrien sind aus der Ukraine zu einem hohen Anteil vor allem Frauen im jüngeren und mittleren Alter zu uns gekommen", sagt sie. Die extrem hohe Zuwanderung nach dem Angriffskrieg auf die Ukraine wird sich nach Einschätzung der Experten so nicht fortsetzen.
Zahl der Älteren steigt
Änderungen der Bevölkerungszahl sind das eine, die demografische Entwicklung das andere. Die geburtenstarken Jahrgänge kommen ins Rentenalter, die Zahl der Erwerbstätigen nimmt ab. Die Zahl der über 80-Jährigen steigt den Berechnungen zufolge von rund 5,8 Millionen im Jahr 2027 auf rund 7,7 Millionen im Jahr 2040. Der Anteil dieser Altersgruppe an der Gesamtbevölkerung liegt dann bei 9,2 Prozent.
Wie groß die Unterschiede bei der Altersstruktur in der Bevölkerung sind, zeigt das sogenannte Medianalter. Dieser Wert teilt die Bevölkerung in eine jüngere und eine ältere Hälfte ein. Bundesweit steigt das Medianalter bis 2040 um 1,2 Jahre auf 47,1. Die Spanne zwischen den Bundesländern liegt bei fast 10 Jahren.
In Hamburg und Berlin liegt der Wert in 16 Jahren bei etwa 43 Jahren. In vier der fünf östlichen Länder liegt das Medianalter dann zwischen 52 und 53 Jahren. Auf Kreisebene sind die Unterschiede noch größer. Der älteste Landkreis wird demnach Greiz in Thüringen mit 57,3 Jahren sein, der jüngste der Stadtkreis Heidelberg (Baden-Württemberg) mit 38,8.
Zu möglichen Fehlern bei solchen Prognosen sagt Klug: Die Annahmen würden mit Expertinnen und Experten auf Bundes- und Länderebene nach bestem Wissen diskutiert. "Je kleiner die Gebietseinheiten sind, desto fehleranfälliger sind die Vorausberechnungen. Aber auch kleine Kommunen müssen planen können und benötigen die Zahlen, um Trends einschätzen zu können", sagt Klug.
Väter bei der Geburt ihrer Kinder werden immer älter
Eine weitere Studie zeigt, dass das Durchschnittsalter von Vätern bei der Geburt ihrer Kinder in Deutschland seit Jahren steigt. Im Jahr 1991 lag das mittlere Alter von Vätern bei der Geburt des Nachwuchses bei 31,0 Jahren, wie Forscher des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) und der Universität Oldenburg in der Fachzeitschrift "Human Reproduction" berichten. 2022 waren sie im Schnitt 34,7 Jahre alt. "Dieser Trend ist weltweit in vielen Ländern zu beobachten", schreibt das BiB in Wiesbaden in einer Mitteilung.
Historisch gesehen ist ein höheres Alter nicht ungewöhnlich: So waren Väter in Frankreich um 1900 bei Geburten des Nachwuchses im Durchschnitt 34 Jahre alt. Bis in die 1970er Jahre sank dieses Alter dort auf um die 30 Jahre, bevor es ab 1980 wieder stieg. Ähnliche Verläufe sind für Schweden, Japan, die USA und andere Staaten dokumentiert.
Für Deutschland liegen Daten zum Alter der Väter bei Geburten erst seit 1991 durchgängig vor. Für die Studie wurden laut Bundesinstitut Daten von mehr als 4000 Geburtenjahrgängen in 140 Staaten ausgewertet. Die Analyse bezieht sich statistisch auf alle Kinder von Vätern.
Deren hohes Durchschnittsalter zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einer Reihe von Ländern erklärt sich laut BiB zum Teil durch relativ späte Familiengründungen aus wirtschaftlichen Gründen. "Damals gab es auch noch viele kinderreiche Familien, bei welchen die letzten Kinder in einem relativ hohen Alter geboren wurden."
Später konnten Väter schon in jüngeren Jahren mehr Geld verdienen, was frühe Familiengründungen förderte. Der Anteil kinderreicher Familien sank, sodass viele Eltern ihre Familienplanung früh abschlossen. Väter wurden statistisch jünger.
Dann stieg ihr durchschnittliches Alter bei Geburten wieder. Ab den 1970er Jahren gab es in vielen Ländern neue Karrieremöglichkeiten für Frauen. Die Rollenverständnisse von Frauen und von Männern änderten sich. Ausbildungen wurden länger. All dies trug laut der Analyse zu einem steigenden Alter von Vätern bei./lic/jaa/waw/DP/nas
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