Hinter der Betonbrüstung eines großen Parkdecks sieht man die Skyline von Chicago.

Aus alten Krisen für heute lernen: die Bankenkrise 2007 

Wann können wir an der Börse eigentlich sagen, wir haben gewonnen oder verloren? Geht es um unsere Depots, machen wir das vor allem an den Plus- oder Minuszeichen unserer Positionen fest. Logisch!

In Krisenzeiten wie der Corona-Krise können wir sagen, dass viele Aktien an Wert verloren haben. Einige ausgewählte Aktien haben sich in der Krisenzeit aber auch ganz gut gemacht. Andere sind nur kurz gefallen und haben sich von ihren Tiefs erholt. Es kommt also auf die Perspektive und den Zeitabschnitt an, wie wir die Märkte betrachten. Wie investieren wir schlau in solchen unsicheren Zeiten? Anhand von Erkenntnissen aus vorherigen Krisen können wir den richtigen Umgang im Hier und Jetzt lernen. Denn obwohl Krisen unterschiedliche Gründe und Verläufe haben, gibt es einige Ähnlichkeiten. Dafür schauen wir auf eine der bekanntesten Krisen des jungen Jahrtausends und gehen zurück in das Jahr 2007.

Viele Gründe für die Krise: Kredite, Immobilien, Banken und Zinsen 

Sie gilt als eine der großen Krisen vor der Corona-Krise: die Finanzkrise 2007/2008. Es war das Jahr der Wahl von Barack Obama. Der FC Bayern feierte mal wieder die Deutsche Meisterschaft. Damals übrigens die Nummer 21. Für die Aktienmärkte und Börsianer gab es hingegen wenig zu feiern. Die Kurse fielen stark und eine Bank steht bis heute symbolisch für das unfassbare Ausmaß des kurzzeitigen Untergangs der Wirtschaft: Lehman Brothers. Die Gründe, wie es zur Krise kam, waren vielfältig. Der Immobilienmarkt in Verbindung mit der Niedrigzinspolitik zum Beispiel. Immer mehr Menschen – vor allem in den USA – kauften Häuser auf Kredit und Banken vergaben diese Kredite an immer mehr Personen, die ihre Kredite nicht dauerhaft bedienen konnten. Die steigende Einkommensungleichheit und ein ungesundes Maß an Überschuldung der Gesellschaft trugen dazu bei, dass am 9. August 2007 die Zinsen für Interbankenkredite sprunghaft anstiegen. Das hieß, dass die Banken sich kaum noch Geld untereinander leihen konnten, was bis dahin eine wesentliche Stütze des krankenden Systems gewesen war. Unter anderem dieser Zinsanstieg führte schlussendlich am 15. September 2008 dazu, dass Lehman Brothers Pleite ging und alle Mitarbeiter entlassen musste. Der Film „The Big Short“ zeigt eindrucksvoll, wie das System über Jahre künstlich am Leben gehalten wurde und dann umso heftiger in sich zusammenfiel.

Es wurden in der Folge neue Regularien geschaffen, um eine derartige Krise in der Zukunft zu vermeiden. Bekanntestes Beispiel: die Banken-Stresstests, die heutzutage regelmäßig das Risikomanagement von Banken beurteilen. In der Rückschau wird die Krise von einigen sogar als notwendig bezeichnet. Zu stark und unkontrolliert waren zur damaligen Zeit Spekulationsblasen aufgebaut worden und der große Knall der Finanzkrise hat dazu geführt, dass die Märkte heute anscheinend besser kontrolliert werden.

Die Bankenkrise und ihre Gewinner 

Es gab schon damals während und nach der Bankenkrise Gewinner-Aktien und gute Einstiegsmöglichkeiten für den Vermögensaufbau. Einige davon sind einfach zu erkennen, andere schwer oder risikobehaftet. Schauen wir drei solcher Beispiele an.

McDonald’s können wir mit auf diese Liste nehmen. Burger und Pommes gehen immer, oder? Als es bei vielen Familien in finanzieller Hinsicht während der Finanzkrise nicht mehr so gut aussah, war McDonald’s plötzlich umso beliebter. Wenn schon auswärts essen gehen, dann bitte günstig. Die Krise hat die Fast-Food-Kette kaum nachhaltig berührt. Das ist ein gutes Beispiel für eine Aktie, die entgegen der allgemeinen miesen Stimmung nach oben kletterte, eben weil das angebotene Produkt auch in der Krise gekauft wurde.

  • Während Krisen gibt es immer auch Waren und Produkte, die weiterhin oder sogar mehr gekauft werden. Bestimmte Aktien oder ganze Branchen sind daher krisenfester als andere.

 

Ein weiterer Gewinner der Krise war Warren Buffett und sein Unternehmen Berkshire Hathaway. Er machte in den Augen vieler einen richtig riskanten Move. Er investierte mehrere Milliarden bei Goldman Sachs. In den Jahren nach der Krise stieg die Aktie wieder stark an und das Investment von Buffett hatte sich mehr als gelohnt. Er investierte nicht nur bei Goldman Sachs, sondern tätigte mehrere Käufe im Finanzsektor, als die Krise voll im Gange war. Zu einer Zeit also, als der Finanzsektor wenig vertrauenswürdig erschien. Das Verrückte daran: Zunächst verlor sein Investment stark, einige unterstellten, er hätte gänzlich falsch gehandelt. Es hieß, die Banken würden sich nie von diesem Schock erholen. Er wurde auf die Verliererseite gestellt – und belehrte letztlich alle eines Besseren. Trotz anfänglicher Verluste konnte er nach längerer Wartezeit einen saftigen Gewinn einstreichen. Die Banken waren gerettet, die Kurse kletterten wieder. War er also ein Verlierer? Kurzzeitig auf jeden Fall. War er am Ende ein Gewinner? Oder war er einfach nur schlau und hat die Tatsache in Kauf genommen, dass seine Investments nicht sofort in die Gewinnzone laufen? So einfach kann man Gewinner und Verlierer nicht trennen.

  • Besonders stark getroffene Branchen bieten sich als Krisen-Investment an. Wir sollten jedoch auch immer die Risikoseite solcher Ideen im Auge behalten, denn kein Unternehmen ist unverwundbar.

 

General Motors ist wohl das deutlichste Beispiel für ein Krisen-Comeback. Alle hatten das Unternehmen schon abgeschrieben, als der US-Autobauer während der Krise Insolvenz anmelden musste. Der Aktienkurs fiel sogar auf unter 1 $. Das Unternehmen hat mit einem harten Sparkurs, Restrukturierungsmaßnahmen und Staatshilfen die Zerschlagung verhindert. Heute steht die Aktie wieder auf einem ähnlichen Niveau wie zuvor. Ein Investment nach dem Krisentief, 2009 oder 2010, hätte sich heute mehr als gelohnt. An der Börse können wir mit unseren Positionen zeitweise deutlich hinten liegen und später doch noch gewinnen. Der Kopf und das Depot müssen es aushalten, das wir zeitweise mit einem Buchverlust leben und dann umso langfristiger denken müssen.

  • Das Sprichwort „Totgesagte leben länger“ gilt in Krisenzeiten also auch an der Börse. Diese Art von Investment ist sehr risikoreich, kann sich aber bei einer einsetzenden Erholung sehr lohnen.

 

Die Chancen erkennen und handeln 

Aus der Finanzkrise 2007 können wir etwas ganz Wichtiges lernen: Wie schlimm die Krise auch immer sein wird, es wird viele Verlierer, einige Gewinner und immer auch eine Zeit danach geben. Wir müssen nur bereit sein das Sitzfleisch und den klaren Kopf für dieses Vorhaben mitzubringen. Mit einer unabhängigen Recherche und genauem Beobachten der Märkte lassen sich sogar noch während der Krise Unternehmen oder ganze Branchen entdecken, die sich für ein Investment lohnen könnten. Es ist die hohe Kunst der Börsianer, in einem schwierigen Marktumfeld zu profitieren. Wir müssen uns die Zeit nehmen, gerade dann noch einmal genauer hinzuschauen, um die Diamanten am Markt zu finden.

 

 

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