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Ökonomen-Stimmen nach Biden-Verzicht auf Präsidentschaftskandidatur
Mo, 22.07.24 14:08· Quelle: dpa-AFX
WASHINGTON (dpa-AFX) - Nach dem Rückzug von US-Präsident Joe Biden als Spitzenkandidat hoffen die US-Demokraten auf eine Wende im Wahlkampf gegen den Republikaner Donald Trump. Als aussichtsreichste Ersatzbewerberin vor der Abstimmung im November gilt die von Biden und zahlreichen weiteren Parteigrößen unterstützte gegenwärtige Vizepräsidentin Kamala Harris. Biden war zuletzt wegen Anzeichen von Altersschwäche nicht nur in der eigenen Partei massiv unter Druck geraten, auch seine Zustimmungswerte sanken weiter. Spender zogen sich zurück.
Die Einschätzung von Bank-Ökonomen zur politischen Entwicklung in den USA im Überblick:
Sören Hettler, Leiter Anlagestrategie und Privatkunden bei der DZ Bank
"Aus Sicht der Finanzmärkte bedeuten die jüngsten Entwicklungen zunächst einmal eine gewisse Unsicherheit. Spätestens nach dem Attentatsversuch auf den Republikanischen Kandidaten hatten sich Spekulationen intensiviert, wonach Trump die Koffer für das Weiße Haus schon einmal packen kann. Diese Einschätzung dürfte nun ein neues Fragezeichen bekommen haben. Sollte sich tatsächlich herauskristallisieren, dass die Demokraten wieder bessere Chancen haben, den künftigen Präsidenten zu stellen, könnte dies für die sogenannten 'Trumpenomics' und den zugehörigen 'Trump Trade' einen Dämpfer bedeuten."
Dirk Chlench, Analyst Landesbank Baden-Württemberg (LBBW)
"Die Demokraten haben jedoch mit der designierten Kandidatin Kamala Harris das Momentum auf ihrer Seite. Auch könnten die Demokraten angesichts einer 59-jährigen Spitzenkandidatin den Spieß rumdrehen und nun ihrerseits aufgrund des hohen Alters von Donald Trump dessen geistige Fitness in Zweifel ziehen. Daher hat nach unserer Einschätzung die Wahrscheinlichkeit eines Trump-Wahlsieges nach dem Abgang von Joe Biden abgenommen. Bei einer erneuten Präsidentschaft von Donald Trump ist - entgegen seiner eigenen Intention - aus vielerlei Gründen mit einer noch stärkeren Aufwertung des US-Dollar zu rechnen als von uns ohnehin schon prognostiziert. Eine absehbare Lockerung der Fiskalpolitik und die geplante Erhöhung der Importzölle würden die Inflation anheizen und damit die US-Notenbank zu einer restriktiveren Geldpolitik veranlassen."
Analysten der Dekabank
"US-Präsident Bidens Rückzug von der Präsidentschaftskandidatur und die voraussichtliche Nominierung von Kamala Harris schlägt sich zwar in einem Rekordeingang neuer Wahlkampfspenden nieder (50 Millionen US-Dollar) und auf PredictIt geht Trumps Gewinnchance auf 60 Prozent zurück (Harris 40 Prozent), doch bleibt das Team Trump/Vance der klare Favorit für November. Allerdings dürfte der Rücktritt Bidens die Wahrscheinlichkeit einer republikanischen Mehrheit in beiden Häusern des Kongresses verringern. Dass der 'Trump-Trade' (steilere Zinskurve, festerer US-Dollar, Verkaufsdruck auf den Mega-Cap-Aktien) sich umkehren wird, erscheint aktuell nicht sehr wahrscheinlich."
Analysten der Unicredit
"Die Demokraten müssen sich vor dem Parteitag hinter einen Kandidaten versammeln, um einen chaotischen offenen Parteitag zu vermeiden. Die Delegierten von Herrn Biden werden mit ziemlicher Sicherheit für einen solchen Kandidaten stimmen. Frau Harris ist die klare Favoritin, und hochrangige Parteivertreter haben sich bereits für sie ausgesprochen (oder werden dies voraussichtlich tun). Im Falle ihrer Nominierung hätte Frau Harris weiterhin Zugriff auf Bidens Wahlkampfgelder, da sie auf derselben Liste steht, während es für einen alternativen Kandidaten nicht so einfach wäre, Zugang zu diesen Mitteln zu erhalten."
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