Wie tief darf meine Aktie fallen?
Wenn wir in einen bestimmten Wert investiert haben und dieser Wert über mehrere Tage fällt, stellen wir uns viele Fragen: „Ist das jetzt ein neuer Abwärtstrend?“
„Dreht die Aktie bald wieder nach oben?“ „Worin sind die Abschläge begründet?“ Aber vor allem fragen wir uns, ob wir die Aktie verkaufen oder lieber noch warten sollten. Sogar wenn wir uns von Werten trennen müssen, die aktuell im Gewinn liegen, erleben wir eine Achterbahn der Gefühle. Haben wir zu spät verkauft? Haben wir zu früh verkauft? Neben persönlichen Zielen und Limits können wir einige Faktoren ausmachen, die bestimmen, wie weit wir ein Minus ertragen sollten.
Wenn größere Verluste drohen
Stellen wir uns vor, unsere Position ist bereits im Minus und der Kurs fällt weiter. Die Börsenweisheit, die dazu passt, lautet: „Verluste begrenzen.“ Das fällt besonders schwer, denn Buchverluste sind ja noch keine realisierten Verluste. Erst wenn der Verlust realisiert wird, wird er auch unumkehrbar. Wann realisieren wir also den Verlust? Wenn eine Aktie in unserem Depot fällt, dann sollten wir zunächst genau prüfen, bei welcher Höhe des Verlustes wir die Aktie tatsächlich verkaufen. Schmilzt momentan vielleicht nur unser Gewinn oder ist die Position wirklich unter unserem Kaufkurs? Wichtige Fragen, die wir uns bei Verlusten generell stellen sollten, sind: „Ist es nur ein kleiner Rücksetzer und die Aktie behält ihren eigentlichen Trend bei?“ Oder: „Was ist der Grund für den Kursrückgang?“ „Hat es Unternehmensnachrichten gegeben oder ist der Markt generell momentan in einer Korrekturphase?“ Eine genaue Prüfung hilft uns dabei, keine vorschnellen Entscheidungen aus dem Bauch heraus zu treffen, sondern nach einem Plan zu agieren. Diesen Plan können wir schriftlich festhalten und bei Verlusten durchgehen. Das hilft uns dabei, die Emotionalität von unseren Entscheidungen fernzuhalten.
Wenn der Gewinn schon steht
Stellen wir uns nun vor, unsere Position ist bereits ordentlich im Plus. Diese Gewinne wollen wir natürlich sichern, und das ohne uns die Chance zu nehmen, bei kleineren Rücksetzern bereits aus dem Markt geworfen zu werden. „Gewinne laufen lassen“ lautet die Börsenweisheit, die dieses Verhalten am besten beschreibt. Dabei können wir auf eine „Trailing-Stop-Loss-Order“ zurückgreifen. Diese Order ist eine Stop-Loss-Order, die bei steigenden Kursen die Stop-Loss-Schwelle mit nach oben zieht. Einzig den Abstand, in dem dieser Stop-Loss mit nach oben wandert, müssen wir selbst bestimmen. Hier können wir, je stärker die Position anwächst, den Abstand immer enger ziehen. Es sollte uns beim Verkauf einer Gewinnposition immer bewusst sein, dass wir so gut wie nie den besten Ausstiegspunkt erwischen. Einer Position nachzutrauern mit Gedanken wie: „Wäre ich dabeigeblieben, hätte ich einen weitaus größeren Gewinn erzielt“, hilft uns nicht. Über Gewinne, egal wie groß, können wir uns immer freuen, vor allem wenn wir die Position bis zum Verkauf oder Teilverkauf gut verwaltet haben. Neue Möglichkeiten gibt es an der Börse zum Glück immer.
Es gibt keine Komfortzone
Der Bus zur Arbeit hält immer an der gleichen Stelle, das Obst im Supermarkt liegt immer am gleichen Ort und wir bewegen uns in der Sicherheit, dass es morgen auch wieder so sein wird. An der Börse gibt es diese Stetigkeit nicht. Wir können nicht wissen, wo ein Kurs morgen steht und was uns erwartet. Dieses Gefühl erzeugt Unsicherheit und vor allem in Krisenzeiten kann diese Unsicherheit uns die klare Sicht auf gute Entscheidungen vernebeln. Wenn wir akzeptieren, dass die Börse wenig Platz für Komfort bietet, dann können wir damit besser umgehen. Wir können uns in dieser unsicheren Umgebung am besten bewegen, wenn wir möglichst unemotionale Entscheidungen treffen und mit einem Plan agieren. Doch auch dieser Plan wird nicht immer aufgehen und wie im echten Leben werden nicht alle Entscheidungen zu einem positiven Ergebnis führen.
Die wichtigsten Punkte noch einmal zusammengefasst:
- Gewinne absichern und gleichzeitig laufen lassen kann man zum Beispiel mit einer „Trailing-Stop-Loss-Order“.
- Überprüfen, warum der Kurs sinkt, und wenn nötig die Verluste begrenzen.
- Den Fakt akzeptieren, dass es an der Börse keinen Platz für Komfort gibt. Die Börse ist ein Ort mit vielen Chancen und Möglichkeiten, aber auch mit Risiken.