Die „Santa Claus Rally“: Gibt es sie wirklich?
Alle Jahre wieder … kommt die „Santa Claus Rally“, in Deutschland auch „Weihnachtsrally“ genannt. Die Santa Claus Rally beschreibt die Börsensaisonalität der überdurchschnittlich oft steigenden Aktienkurse während der letzten 5 Handelstage im Dezember und der ersten 2 Handelstage im darauffolgenden Januar. Teilweise wird der Begriff auch weiter definiert und auf die gesamte Periode von Mitte Dezember bis zum 9. Januar des Folgejahres bezogen, in der die Börsen sich überdurchschnittlich gut entwickeln. Nach Angaben des Wall Street Journal sind der S&P 500, der Dow Jones Industrial Average (DJIA) und der Nasdaq Composite in der Vergangenheit in etwa 80 % der Fälle während der Santa Claus Rally gestiegen. Die durchschnittliche Rendite für den S&P 500, den Dow und den Nasdaq Composite lag in diesem Zeitraum bei 1,3 %, 1,4 % und 1,8 %. Die Santa Claus Rally gibt es also wirklich.
Was hinter der steigenden Rendite zum Jahresende steckt
Ein Grund für diese gute Entwicklung in dieser kurzen Jahreswechsel-Periode liegt unter anderem darin, dass Investmentfonds und Vermögensverwalter, die Einzelaktien handeln, in dieser Phase das sogenannte „Window Dressing“ betreiben.
Dabei geht es darum, dass Investmentfonds-Manager im Vorfeld des Stichtages ihrer Jahresabschluss-Portfolioberichte beziehungsweise Bilanzen gezielt Titel kaufen, die sich in den vorangegangenen Monaten sehr gut entwickelt haben. Dadurch wird in der Bilanz der Eindruck vermittelt, dass der jeweilige Fonds an den erfolgreichen Wertpapieren besonders stark beteiligt war. Dies verbessert die „Optik“ der Jahresabschlussberichte. Deshalb spricht man von einer Verschönerung der (Schau-)Fenster – also „Window Dressing“. Teilweise wird dies auch als „Bilanzkosmetik“ bezeichnet.
Da dieser Effekt weithin bekannt ist, kann er dazu führen, dass Anleger vermehrt in gut performende Titel investieren, was wiederum die Gesamtaktivität auf dem Markt anregt. Dies schafft eine sich selbst verstärkende Dynamik. Im Prinzip gibt es solch einen „Window Dressing“-Effekt auch in die umgekehrte Richtung bei Wertpapieren, die sich im Laufe des Jahres schlecht entwickelt haben. Dieser Effekt ist aber tendenziell nicht so stark ausgeprägt – unter anderem deshalb, weil sich Aktienmärkte im Durchschnitt langfristig eher aufwärts als abwärts bewegen. So kam es in dem engen Zeitfenster der Santa Claus Rally von Weihnachten bis zum zweiten Handelstag des neuen Jahres sogar im Jahr 2018 – nach dem wochenlangen Abwärtstrend – zu einem Aufschwung.
Die Bescherung mitnehmen
Dennoch gibt es auch für Saisonalitäten wie die Santa Claus Rally keine Garantie. Grundsätzlich aber helfen Kenntnisse darüber, um die Börse besser zu verstehen. Der Vorteil für cominvest Kunden kann, je nach Anlagestrategie, aber auch hier wieder darin bestehen, solche Effekte mitzunehmen, ohne selbst aktiv werden zu müssen.